Wildemann im Kurfürstentum Hannover nach Aufhebung der Kommunion.

Aus Familienalbum
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Kommunion wird aufgelöst



Das Jahr 1788 brachte eine wichtige Aenderung in den Besitzverhältnissen des Oberharzes. Am 4.Oktober des genannten Jahres trat das Herzogtum Braunschweig - Wolfenbüttel seine drei Siebtel der Oberharzer Kommunion mit den Bergstädten Zellerfeld, Wildemann, Lautenthal und Grund nebst den Bergwerken und Forsten an das Kurfürstentum Hannover ab und erhielt dafür fruchtbare Landstriche und herrliche Laubwälder am Fusse des Harzes.


Ausgeschlossen von dieser Teilung blieb nur das Bergregal des Unterharzes, welches auch fernerhin gemeinsamer Besitz blieb und noch heute als Kommunion - Unterharz von Preussen und Braunschweig gemeinsam verwaltet wird.


Die feierliche Uebergabe des Kommunion - Oberharzes an den Kurfürsten Georg III. fand am 20.Juni 1789 auf dem Kommunion - Amthause in Zellerfeld statt. Dazu waren auch die Richter und Stadtschreiber der vier Kommunion - Bergstädte und je ein Vertreter aus der Bürgerschaft eingeladen. Wildemann hatte schon seit 1757 keinen Richter, und der damalige Stadtschreiber Schwickert musste Wildemann vertreten.


Am nächsten Tage - es war ein Sonntag - wurde in den Kirchen von den Kanzeln verlasen und auch sonst in den Rathäusern öffentlich angeschlagen, dass Wildemann nebst den übrigen braunschweigischen Bergstädten jetzt ganz hannoversch sein sollte.


Wildemann und Grund werden gemeinsam verwaltet



Es war wohl eine Folge des Rückgangs des Wildemanner Bergbaues, dass die Stadt - wie oben bereits erwähnt – seit 1757 keinen eigenen Richter hatte und dessen Amt vertretungsweise von dem jeweiligen Stadtschreiber versehen wurde.


Von 1752 ab war A. E. Rosenhagen als Stadtschreiber neben dem letzten Wildemanner Richter Johann Christoph Müller tätig, und nach dessen Tode oder Abgang - 1757 - stand jener allein an der Spitze der Stadtverwaltung, bis ihm 1786 N.N. Schickert im Amte folgte.


Dieser war jedoch nicht nur Stadtschreiber in Wildemann, sondern zu gleicher Zeit— bis 1795— auch Richter in Grund.


Von 1796 ab hatte dieses Doppelamt - Stadtschreiber in Wildemann und Richter in Grund - Georg Ludwig Schomburg. Er wird bis 1803 genannt, und es liess sich nicht feststellen, ob er auch noch in den ersten Jahren der französischen und preussischen Fremdherrschaft sein Amt ausgeübt hat. In einer Urkunde vom Jahre 1808 bescheinigt die eigenhändige Unterschrift eines Wildemanner Lehrherrn im Namen des "Rathskollegiums" ein F. Neubauer, und nach dem Buche "Hassel, Repertorium über das Königreich Westfalen" heisst 1811 der "Maire" in Wildemann Maetke.


Aber auch sonst noch bestand eine Vereinigung der beiden Stadtverwaltungen Wildemann und Grund.


Von 1792 - 1794 war Friedrich Fuchs, von 1795 - 1803 Heinrich Fuchs - vielleicht sind sie die gleiche Person - Kämmerer von Grund und Wildemann.


Als Vertreter der Wildemanner Bürgerschaft werden für die Jahre 1792 - 1794 die Rathsherrn Heinrich Simon Klose und Johann Christoph Honig genannt. Für 1795 - 1796 ist nur noch einer - Honig - erwähnt. Von 1797 - 1803 sind die Gemeindevorsteher Heinrich Zacharias Bähr und Heinrich Ludwig Gehrich Vertreter der Bürgerschaft.


Die Bergstadt unter Fremdherrschaft



Die von den Franzosen 1803 erfolgte Besetzung Hannovers hat den Oberharz nur in geringem Masse berührt. Zwei französische Kommissare kamen nach Clausthal, wurden aber 1806 von einem preussischen abgelöst, der den Harz für Preussen in Besitz nahm.


Nach der unglücklich verlaufenen Schlacht bei Jena in Jahre l806 ging Hannover als preussisches Gebiet wieder in den Besitz Napoleons über. Dieser schuf 1807 das Königreich Westfalen und gab es seinem Bruder Hieronymus - auch Jerome genannt - , der Cassel zur Hauptstadt wählte.


Das Land wurde jetzt nach französischen Vorbild in Departements, Distrikte und Kantone eingeteilt, an deren Spitze Beamte mit französischen Titeln standen. Wildemann gehörte zum Distrikt Osterode und zum Kanton Zellerfeld. Kanton - Maire war 1811 in Wildemann N.N. Maetke.


Die westfälische Zeit ist für die Bewohner des Oberharzes nicht sehr drückend gewesen. Durch den gewaltigen Bleiverbrauch der vorangegangenen Kriegs jahre war der Preis dieses Metalls - Spanien und England waren durch Napoleons Kontinentalsperre als Lieferanten ausgeschieden— auf eine aussergewöhnliche Höhe gestiegen, dadurch hob sich die wirtschaftliche Lage des Bergbaues und brachte nicht nur den Berg - und Hüttenleuten, sondern allen Bewohnern des Oberharzes andauernde Arbeit und guten Verdienst. Bei der Bergbehörde galt der Grundsatz: "Nicht zu viel Geld nach Kassel!" Man meldete nach Kassel geringere Ueberschüsse, als wirklich vorhanden waren, und mit den beiseite geschafften Gelde gründete man einen Notfonds, der erst zur Verwendung kam, als der Harz schon längst wieder hannoversch war.


Hieronymus hat Clausthal zweimal, am 6. September 1809 und am 5,August 1811, besucht. Das zweitemal erschien er mit seiner Gemahlin und wieder wurden - wie schon 1809 Berg - und Hüttenwerke besichtigt und Gruben befahren. Besonders beim letzten Besuch wurde an einem Abend eine grossartige bergmännische "Aufwartung" veranstaltet, an der auch Wildemanner Berg— und Hüttenleute teilnehmen mussten, an einem anderen Abend fand eine prächtige Illumination statt. Auch wurden auf des Königs Anwesenheit besondere Münzen geprägt. Diese Ehrungen machten auf das Königspaar einen so grossen Eindruck, dass es für die Berg - und Hüttenleute 16000 Fr. spendete. Trotzalledem waren viele Bewohner mit ihrem Herzen treue Hannoveraner geblichen und sehnte eine baldige Erlösung von der Franzosenherrschaft herbei.


Dieser Wunsch sollte bald in Erfüllung gehen. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 war es mit der westfälischen Herrlichkeit zu Ende, und Jerome hatte schon vorher seine Residenzstadt Kassel verlassen.


Ob an Napoleons Zug nach Russland auch Wildemanner Einwohner teilgenommen haben, war nicht festzustellen, ist jedoch anzunehmen.