Wildemann als Kommunion – Bergstadt unter welfischen Herzögen.: Unterschied zwischen den Versionen

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K (Die Blütezeit und das Ende der Wildemanner Lateinschule)
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Aktuelle Version vom 23. Januar 2017, 07:35 Uhr

Der Erbvertrag vom Jahre 1635

Noch während des unglückseligen Glaubenskrieges trat in den Besitzverhältnissen des Oberharzes eine tief einschneidende Aenderung ein.


Der Urenkel von Herzog Heinrich d. J. , Friedrich Ulrich von Braunschweig - Wolfenbüttel war am 11. August 1634 kinderlos gestorben, nachdem ihm seine vier Brüder im Tode vorangegangen waren. Damit war die Linie Braunschweig - Wolfenbüttel erloschen und sieben welfische Herzöge der Linien Celle (später Hannover), Dannenberg und Harburg meldeten sich als Erben. Nachdem sie zunächst wegen der Erbschaft in Streit geraten waren, setzten sie sich in dem Erbvertrag vom 14. Dezember 1635 friedlich auseinander. Es wurde darin bestimmt, dass die zur Erbschaft gehörenden Bergwerke und Bergstädte (Zellerfeld, Wildemann, Grund und Lautenthal, der Rammelsberg samt Forsten, das Salzwerk Juliushall, die Eisenfaktorei und das Eisenwerk in Gittelde) im gemeinschaftlichen Besitz aller sieben Herzöge verbleiben sollten. Jeder bekam also ein Siebentel der Erbschaft als Anteil. Durch Sterbefälle und Vergleiche änderte sich jedoch dieses Verhältnis, sodass bis zum Jahre 1665 Hannover in den Besitz von vier und Braunschweig in den von drei Siebenteln dieser Kommunion - Anteile kam.


Zellerfeld war die Hauptstadt der Kommunion, und die Hoheitsrechte wurden in der Weise geregelt, dass die hannoversche Regierung in den Jahren mit gerader und die braunschweigische in denen mit ungerader Jahreszahl das Regiment ausübte.


Massnahmen zur Hebung des Bergbaues



In dem Erbvertrag von 1635 war bestimmt, dass durch sachkundige Personen "die eingerissenen Defecte und Mängel examiniert, abgeschaffet, verbessert und die Berg - Werke auf das beste als möglich zu gutem Stande wieder erhoben werden sollte“. Aber doch gelang es nicht, den Bergbau zu seiner früheren Blüte empor zu heben. Bei dem neuen immer kostspieliger werdenden Betrieb - die Doppelverwaltung erforderte zwei Berghauptleute und eine grosse Schar von Beamten - zogen sich nach und nach viele der noch vorhandenen Gewerken zurück, sodass gegen Ende des 17. Jahrhunderts der Bergbau ernstlich bedroht war. Da die Beteiligung der Gewerkschaften allein nicht mehr ausreichte, den Bergbau zu fördern und im Gange zu erhalten, war es notwendig, dass sich auch die Bergbehörde in wirksamerer Weise als bisher der Grubenbetriebe annahm. Besonders waren es zwei Massnahmen, denen die Erhaltung des Oberharzer Bergbaues hauptsächlich mit zuzuschreiben ist:


Zunächst war es die Einführung einer freiwilligen Abgabe auf den Bier - und Branntweinverbrauch in den Bergstädten, deren Ertrag zur Gründung der sogenannten Bergbaukasse diente. Das war im Jahr 1703,und erst 1835 wurde diese Abgabe, die sich allmählich zu einer unfreiwilligen entwickelt hatte, aufgehoben.


Die Bergbaukasse unterstützte bereits bestehende Gruben, wenn deren Gewerken sich teilweise zurückgezogen hatten und dadurch deren Zubussen wegfielen. Auch übernahm die Kasse für manche Zechen sämtliche oder anteilige Kosten für Querschläge, Flügel - und Stollenörter. Dadurch wurde bewirkt, dass der Betrieb der betreffenden Gruben fortgesetzt und ausgedehnt werden konnte.


Auch hat die Bergbaukasse sonst noch segensreich gewirkt, denn Kirchen und Schulen und viele gemeinnützige Unternehmungen sind von ihr unterstützt. Auch wurden Kapitalien auf Grundstücke ausgeliehen.


Die Bergbaukasse zu Zellerfeld hatte am Schluss des Quartals Trinitatis 1750 einen Barbestand von 23149 Rth. 25 Mgr. ½ C=Pf.


Eine zweite Massnahme war die Einrichtung, dass die Gruben mit ungünstigen Verhältnissen die zum Fortbetrieb erforderlichen Gelder aus der Zehntkasse und den bei derselben deponierten Ueberschüssen der Ausbeute—Gruben geliehen bekamen, wodurch es möglich war, die von den Gewerken zu zahlenden Zubussen auf einen ganz niedrigen Betrag zu senken. Das war schon der Uebergang zum Betriebe der Gruben auf herrschaftliche Rechnung, denn die Gewerken konnten sich zu jeder Zeit durch Aufgabe ihrer Kuxe von allen Zahlungsverpflichtungen befreien, wodurch dann die Zechen durch Niederschlagung der auf denselben ruhenden Schulden in den Besitz der Herrschaft übergingen.


Ueber den Wildemanner Bergbau am Ende des 17. und in der ersten Hälfte des l8. Jahrhunderts befinden sich einige Angaben in Gatterers "Anleitung, den Harz und andere Bergwerke mit Nutzen zu bereisen" aus dem Jahre 1790. Dort heisst es:


"Im Quartal Reminiscere 1689 ist in der Kommunion— Zehntrechnung unter den Ausgaben auf Stollen - Kosten Folgendes angeführt: "Weil die Gewerken des alten St. Nicolaus im Spiegeltal den Bergbau stehen lassen, so sind die Kunst - Kosten, damit der Spiegeltaler Zug nicht erseuffet werde, mit 57 Rthl. 24 Mgr. 1 ½ C in Ausgabe gebracht.“


"In den Quartalen Reminiscere und Trinitatis 1697 wurde der Hütschentaler Zug wieder aufgenommen, und die neue Fundgrube am Decherberg, sowie der Baumgarten in den Bergzettel gesetzt."


"Im Quartal Trinitatis 1705 sind die eingestellten Herren—Zechen auf dem Kommunion - Hauptzug wieder aufgenommen, und zwei Gruben, nämlich Priester Aron und Stuffenthals Glück jede mit 6 Gulden Zubuss in den Bergzettel gesetzt. Zur Aufnahme dieser beyden Gruben ist so wol von der Herrschaft als auch aus der Bergbau— Casse sehr vieles Geld verwendet worden."


"Im Quartal Crucis 1707 ist die Grube im Spiegeltal, Bau - Cassen - Glück genannt mit vier Gulden Zubusse in den Kommunion - Bergzettel genommen. Diese Grube ist von der Bergbau - Casse aufgenommen und Anfangs auf deren Kosten betrieben worden.“


„Im Quartal Reminiscere von 1708 ist das neue Zechenhaus im Spiegeltal, das Kleeblatter—Zechenhaus genannt, gebaut. In diesem Jahr ist die Treibhütte zu Wildemann abgebrannt, und deren Wiedererbauung hat, nach der Zehntrechnung vom Quartal Crucis 1709, 810 Rthl., 32 Mgr. 1o ½ C gekostet.“


"Im Quartal Luciae 1711, des Donnerstag Abends, während der Bergrechnung entstand auf der Grube "Alter Deutsche" in der inwendigen Kehrradstube, durch Verwarlosung des Feuers von dem Schüzer Markus Bock ein sehr heftiger Brand. Der Dampf davon trat auf den Stollen herauf, von welchem der Geschworene Hellmann, der Steiger (vom Neuen Wildemann) Schmidt der Steiger (vom Haus Ditfurt) Göppert und der Bergmann Thoman Martin Ruth, da diese hineingefahren waren, erstickten und nachher auf dem 19 - und 13 - Lachter - Stollen tod gefunden wurden. Der Schüzer Bock flüchtete nach Ilmenau, und wurde daselbst arretiert und sind deswegen 28 Rthl. 19 Mgr. ½ C= Amts - und Gerichtsgebühren dahin bezahlt, er starb aber daselbst im Gefängnis. Die Wiederaufmachung dieses Brandbruchs hat 5055 Fl 5 Mgr. 6 C= gekostet, welche von der Kommunion - Herrschaft bezahlt sind.“


"Im Quartal Reminiecere 1712 sind den Witwen der angezeigten vier verunglückten Personen folgende Gnadenlöhne berechnet worden, als des Geschworenen Witwe von ½ Jahr 57 Rthl. 28 Mgr, den zwei Steigers Wittwen a 14 Rthl 28 Mgr, jeder vom 1. Quartal. Ferner sind im Quartal Luciae 1713 wegen dieses Brandbruches 250 Rthl Diskretionsgelder berechnet worden, wovon aber die Eintheilung, wer solche bekommen nicht beigelegt ist. Im Quartal Luciae 1712 sind die beyden Gruben, Neuer Wildemann und Alter Deutscher combiniert und Alter Deutscher Wildemann genannt worden."


"Im Jahre 1717 sind die Kunsthäuser bei dem Kleeblatter Zechenhaus im Spiegeltal abgebrannt, zu deren Reparation 584 Rthl. 27 Mgr. 5 C verwendet und in der Zehntrechnung vom Quartal Luciae 1717 berechnet sind."


„Im Jahre 1719 war ein sehr trockener Sommer, daher viele Gruben wegen Wassermangel unbelegt standen. Im Spiegeltal wurde auf dem Siebengestirn ein Kehrrad angerichtet, und die Wasser darauf durch einen neuen Graben vom Grumbach hergeleitet. Dieser Graben kostete 1446 Fl. 7 Mgr. 4 C , welche in der Zehntrechnung von Quartal Luciae 1719 in Ausgabe gebracht sind.“


„Im Jahre 1734 ist zu Wildemann das neue Hüttenhaus gebaut und die Kosten davon in der Zehntrechnung vom Quartal Luciae 1734 mit 468 Rthl 4 Mgr. 4 C in Ausgabe gebracht worden. Die Baukosten betrugen zwar 9 Rthl, 9 Mgr. mehr, aber diese musste der Hüttenreuter Wilke, weil er das Haus gegen den Anschlag grösser gebaut hatte, übenehmen. Von dieser Zeit an hat der Hüttenwächter mit darin gewohnt, da er zuvor im Schützenhaus zu Wildemann seine Wohnung mit hatte."


Weitere Nachrichten über den Wildemanner Bergbau enthält Gatterers Buch leider nicht.


Die Bergstadt unter Feuersnot



Gatterer gibt einen ganz kurzen Bericht über einen Brand, der im Juli 1739 in Wildemann gewütet hat und schreibt:


"In Jahr 1739, in der Nacht von 21. auf den 22. Juli, verbrannten in Wildemann 65 Häuser und einige Menschen."


Anschliessend an diese kurze Mitteilung sei noch folgendes berichtet:


Das Feuer entstand im Hause des Bäckers Kipp an der Hüttenstrasse. Weil die damaligen Häuser nur aus Holz gebaut und dazu noch mit Schindeln gedeckt waren, dehnte sich der Brand immer weiter aus und legte nicht nur sämtliche Häuser an der Hüttenstrasse, sondern auch die an der Goslarschen Strasse, Am Hafermarkt - jetzt Schützenstrasse genannt - und Hinterm Wasser - die heutige Innerstestrasse - in Schutt und Asche. Leider büssten auch 3 Einwohner, der Bäcker Georg Friedrich Kipp, dessen Schwagers Tochter und eine alte Frau bei dieser Brandkatastrophe ihr Leben ein. Nicht alle Bürger bauten ihre Häuser wieder auf, sondern einige Familien siedelten sich in Lautenthai a n, wodurch dort die „Neue Strasse“ entstanden ist.


Unter einem weiteren Brandunglück hatte Wildemann am 23. Juli 1748 zu leiden. Diesmal war das Feuer in der Schlachterei von Berlitz entstanden und vernichtete 21 Wohnstätten. Wieder verliessen einige Familien die Heimatstadt, weil sie kein Unterkommen finden konnten. Dieser Brand war die Ursache, dass 1752 auch einige Wildemanner Bergmannsfamilie nach Süd - Carolina auswanderten.


Die Einwohner im Hexenwahn



Besonders im 16. und 17. Jahrhundert standen Hexenwahn und Hexenverfolgungen in ganz Deutschland in üppiger Blüte. Selbst die edelsten und gelehrtesten Männer meinten, Gott und den Mitmenschen einen Dienst zu erweisen, wenn sie behilflich waren, durch Folter und Feuertod dem Treiben des Teufels und der ihm untergebenen Hexen ein Ziel zu setzen.


Da die Richter den alten Brauch, durch Eid und Eideshelfer die Wahrheit an das Licht zu bringen, verlassen hatten, waren die angeschuldigten Frauen und Mädchen jeder rechtlichen Verteidigung beraubt und allen Angriffen und Anschuldigungen hilflos preisgegeben. So erging es im Jahre 1661 auch der Bergmannsfrau Anna Schmidt, geb. Müller in Wildemann.


Sie stand in dem Rufe, eine Zauberin zu sein und mit dem Teufel Umgang zu pflegen. Eines Tages wurde sie beschuldigte, ihrer Nachbarin Liese Kraus im Wochenbett durch Berührung der Brüste die Milch genommen zu haben. Auch soll sie zur Ermittlung des Diebes, der Kohl aus ihrem Garten gestohlen hatte, Kohlstrünke in den Schornstein gehängt haben, wodurch Töffel Trümper krank geworden und später gestorben sei.


Der Oberbergrat von Heimburg leitet die Untersuchung ein und verfügt, die Schmidt zu vernehmen und — wenn nötig— peinlich zu befragen, d.h. zu foltern.


Anna Schmidt wird gefangen gesetzt und in Gegenwart einer Anzahl von Zeugen - die auch noch allerlei sonstige Beschuldigungen vorbringen - vernommen. Sie räumt den Besuch bei Liese Kraus ein, bestreitet aber, ihr durch Zauberei die Milch genommen zu haben. Auch gibt sie nicht zu, zauberischer Weise Kohlstrünke in den Schornstein gehängt zu haben.


Der Herzog August zu Wolfenbüttel verfügt nach Einsicht der Akten, dass die Schmidt mit „scharfer peinlicher Frage zu belegen sei". Bei einem neuen Verhör erklärt die Angeklagte wiederum ihre Unschuld. Nun schreitet man mittels verschiedener Folterwerkzeuge zur Tortur. Durch die fürchterlichen Schmerzen veranlasst, legt die Beschuldigte ein - natürlich falsches - Bekenntnis ab. Unter anderem will sie sich öfters im Walde zwischen Grund und Wildemann mit dem Teufel getroffen haben. Auch gibt sie an, viermal in der Walpurgisnacht auf dem Brocken gewesen zu sein und mit dem Teufel getanzt zu haben. Sie bekennt auch, an den jährlichen Viehsterben in Wildemann schuldig zu sein. Auch die Zauberei mittels der Kohlstrünke gibt sie zu. Darauf hin wird der Folter - Akt geschlossen.


Nach einigen Tagen teilt der Folterknecht dem Oberbergrat von Heimburg mit, die Gefangene habe alles widerrufen und behaupte, sie sei unschuldig. Infolge dieses Widerrufes tritt die Folter wieder in Tätigkeit. Von den furchtbarsten Schmerzen gepeinigt, gesteht die Angeklagte alles ein, was man von ihr wissen will. Wiederum gibt sie zu, mit dem Teufel im Bunde zu sein.


Vom Herzog wird nun verfügt, mit der Beschuldigten zu verfahren, wie es bei einer Hexe üblich ist, sie also mit dem Feuertod zu bestrafen.


Die Sache hatte jedoch bereits ein unvorhergesehenes Ende gefunden. Am 2. Oktober 1661 berichtet der Oberbergrat nach Wolfenbüttel, dass die inhaftierte Anna Schmidt plötzlich im Gefängnis gestorben sei, nachdem sie zwei Tage nichts zu sich genommen habe und der Schwulst in Beinen und Füssen sich vermehrt habe.


Vom Herzog August wird dann verfügt, den toten Körper zu verbrennen.


(Nach Rhamm, Hexenglaube und Hexenprozesse. Wolfenbüttel 1882 )


Wildemann im Siebenjährigen Kriege



Kaum hatte Wildemann die Folge der Brände von 1739 und 1748 überwunden, so nahten die Drangsale des Siebenjährigen Krieges.


Schon 1757 näherten sich die Franzosen dem Harze und machten die gegend bei Herzberg und 0sterode unsicher. Die Bergstädte hatten den Einbruch der Franzosen um so mehr zu fürchten, als der Oberharz durch seinen Silberbergbau und seine Münzstätten zur Erpressung von Kriegssteuern sehr geeignet schien. Die damaligen Berghauptleute - von Bülow, v. d. Busche, v. Imhoff und v. Heynitz - liessen deshalb alle Zugangstrassen nach dem Oberharz durch Mitglieder der bestehenden Schützenvereine und bewaffnete Bergknappen und Handwerker bewachen. Das Vorrücken der Franzosen gegen den Oberharz wurde durch einen von der Bergstadt Grund aus organisierten Kundschafterdienst gemeldet. Aber doch gelang es den Franzosen, im Dezember 1757 bis nach Clausthal vorzudringen, und sich dort einige Monate hindurch häuslich niederzulassen. Zu den Einquartierungslasten und Unterhaltungskosten wurden auch die übrigen Bergstädte herangezogen. Erst am 27. Februar 1758 wurde der Oberharz von den Franzosen geräumt.


Als die Franzosen 1760 erneut gegen den Oberharz heranrückten, setzte man am Harzrand durch den Bau von Schanzen alle Zugangswege in einen Verteidigungszustand, und es gelang dadurch, einen Angriff auf die Bergstädte abzuwehren.


Als Ende August 1760 der Kundschafterdienst meldete, dass die Franzosen von Göttiggen aus sich wieder dem Harz näherten, wurde auf den Höhen der Berge etwa in der Mitte zwischen Clausthal und der bereits vorhandenen Verteidigungslinie eine zweite erbaut, die hauptsächlich über den Bauersberg und Keller bis zur Hütschenthaler Mühle verlief. In dieser Linie liegen - zwischen Bauersberg und Keller— die alten Schanzen im Galgenberger Holz und werden daher mit Unrecht als Tillyschanzen bezeichnet.


Nachdem sich hannoversche und braunschweigische Truppen unter dem Befehl des Generals Freitag einige Zeit im Vorgelände des Harzes mit den Franzosen herumgeschlagen hatten, zogen sich diese in ihre Winterquartiere bei Göttingen zurück.


Als in Hochsommer des Jahres 1761 die Franzosen wiederum einen Vorstoss nach dem Oberharz unternahmen, konnte das Freytagsche Jägerkorps von einigen 100 Mann der feindlichen Uebermacht von etwa 5000 Mann trotz der beiden Verteidigungslinien nicht mehr standhalten, und am 1. September 1761 wurde Clausthal - Zellerfeld blieb verschont - von den Franzosen besetzt, die sogleich eine grosse Menge von Lebensmitteln anforderten. Gar bald sollten die Bewohner des Oberharzes erfahren, wie gross die Habgier des Feindes war, denn die französischen Generale Belsunce und Vaubecourt legten den armen Bergstädten eine Kriegssteuer von 600 000 livres - nach unserem jetzigen Gelde ca. 48.000 RM - auf, zu welcher auch die übrigen Bergstädte durch Haussammlungen beitragen sollten. Es lässt sich denken, dass alle Bewohner des Oberharzes bestrebt waren, die im Hause vorhandene Gelder zur Verfügung zu stellen, um eine angedrohte Plünderung zu verhindern.


Da die Verpflegung des welschen Kriegsvolkes von der Stadt Clausthal nicht allein erfolgen konnte, tauchten französische Truppenabteilungen auch in den übrigen Bergstädten auf, um Lebensmittel und Futtermittel in Beschlag zu nehmen. Auch Wildemann wurde zu diesem Zweck häufig heimgesucht. Dabei wurden Lebensmittel oft in solchen Mengen angefordert, dass die Einwohner sie nicht beschaffen konnten und dafür eine Mehrleistung an Heu auf sich nehmen mussten. Als wiederholt auch Rindvieh in Beschlag genommen wurde, bat die Stadtverwaltung die französischen Generale, hiervon abzusehen, weil sonst die Ernährungsschwierigkeiten noch immer weiter zunehmen würden. Man erreichte mit dieser Bitte jedoch nur, dass das enteignete Vieh sogleich bezahlt wurde. Wer das Angeforderte nicht zur rechten Zeit ablieferte, wurde mit einer hohen Geldstrafe bedacht.


Die durch die französische Invasion im September, Oktober und November 1761 verursachten Schäden und Kosten haben für die Bergstadt Wildemann betragen:


1. Bare Geld - Kontribution 672 Thaler 17 Gr. 4 Pf.
2. Für Lieferung an Fourage u.s.w. 574 " 20 " 7 "
3. Liquidierter Privatschaden 75 " 19 " 4 "
zs. 1322 Thaler 21 gr. 7 Pf.


(1 Thaler =36 Gr., 1 Gr.= 8 Pf.)


Als die Franzosen am 10. November 1761 Clausthal und das ganze Harzgebiet verliessen, atmete man befreit auf. Aber nochmals - am 6. Juli 1762 — rückte unvermutet und ganz früh am Morgen eine französische Division Cavallerie in Clausthal und Zellerfeld ein und hielt sich jedoch nur einige Stunden auf. Diese kurze Zeit wurde aber dazu benutzt, sofortige Verpflegung und ausserdem von Clausthal 60000, von Zellerfeld 40000 Livres Kriegs - Kontribution zu fordern. Es lässt sich denken, in welche Notlage die beiden Städte durch diese unverschämten Forderungen kamen. Der Zellerfelder Stadtrichter Falke wandte sich daher sogleich an die Stadtbehörden in Wildemann, Lauthenthal und Grund mit folgendem Schreiben:


„Zellerfeld, d. 6.Juli 1762, morgens 7 Uhr. Ausser der geforderten Kontribution von 40000 Livres, welche binnen 3 Stunden bey Strafe der Plünderung von uns angeschafft werden soll, ist auch noch gefordert worden:


6000 Rationen Haber und Heu und ebensoviel Portionen Brodt. Wir bitten ganz instendigst, so viel als möglich uns in dieser Not beyzustehen und vor allen Dingen davor zu sorgen, dass Brodt anhero geschaffet werde.“


Am gleichen Vormittag um 9 Uhr schrieb Falke einen zweiten Hilferuf an die oben genannten drei Gemeinden und wird bestimmt keine Fehlbitte getan haben.


Schon mittags 12 Uhr verliessen die ungebetenen Gäste die beiden Bergstädte, nachdem sie die bis dahin eingegangene Kriegs—Steuer eingestrichen und in Zellerfeld die Kämmerei - und Armenkasse mit Gewalt geleert hatten, und seit jenem Tage haben sich die Franzosen nicht wieder auf dem Oberharz blicken lassen.


Abermaliger Rückgang des Wildemanner Bergbaues



Der Wildemanner Bergbau nahm zwar während des Siebenjährigen Krieges seinen Fortgang, brachte jedoch keine Ausbeute.


Nach Calvör wurden im Quartal Luciae 1760 in und bei Wildemann folgende Zechen gebaut:


1) Stuffenthaler Zug. Alter Teutscher Wildemann. - Charlotte - Haus Ditfurt - Neuer St. Joachim - Priester Aron - Stuffenthals Glück.


2) Hütschenthaler Zug: Verlegte Juliane - Baumgarten - Glückauf -


Neue Fundgrube - Glücksgarten - Hütschenthals Glück - Neue Weintraube - Verlegtes Gegendrum.


3) Spiegelthaler Zug: Siebengestirn - Güldener Stern - Silberner Mond - Kleeblatt - König Salomo - Frischer Steiger - Baucassen= Glück - Goldene Sonne - Busches Segen.


Keine dieser soeben genannten Gruben brachte Ausbeute, und in der Folgezeit trat in den Betriebsverhältnissen der meisten dieser Zubusse= Zechen eine weitere rückläufige Bewegung ein. Dafür gab es drei Ursachen:


1) Nachlassen der guten und leicht abzubauenden Erzgänge.


2) Entwertung des Silbers durch ausländische Konkurrenz.


3) Schwierigkeiten bei der Hebung des Grundwassers.


Besonders aus dem zuletzt angegebenen Grunde wurden alle Gruben im Spiegelthaler und Hütschenthaler Zug 1763 stillgelegt.


Um dem Uebelstand der vielen Grundwasser abzuhelfen, trieb man in den Jahren 1777 - 1799 den „Tiefen Georg - Stollen“, der zwischen Clausthal und Grund eine unterirdische Verbindung herstellt. Er hat eine Gesamtlänge von etwa 19 km. und streicht bei Clausthal 250 m unter der Erdoberfläche. Seine Breite beträgt 1,20 m, die Höhe 1,92 m. Das Mundloch befindet sich unterhalb der Stadt Grund.


Durch dieses grossartige Unternehmen sollte die Wassernot der Oberharzer Gruben beseitigt werden, zumal das Grundwasser aus den tiefer gelegenen Gruben durch "Wassersäul - Maschinen“ auf die Sohle des "Tiefen Georg— Stollens" gehoben werden konnte und dadurch von selbst abfloss.


Aber die Hoffnungen, die man auf dieses Werk gesetzt hatte, erfüllten sich nicht vollständig, denn der Stollen konnte zunächst nur einigen Gruben Erleichterung schaffen. Nur ganz wenige Gruben gaben deshalb Ausbeute, und Zubusse wollten viele „Gewerke“ nicht weiter zahlen. Die Folge davon war, dass viele Gruben "auflässig“ wurden. Dieses Schicksal teilte auch die Grube "Alter Teutscher Wildemann". Im Jahre 1770 ist sie noch im Betrieb, wird aber 1789 nicht mehr als "gebaute" Zeche genannt. Nach dem Buch von Lasius „Beobachtungen über das Harzgebirge" - herausgegeben 1789— war von den Wildemanner Gruben nur noch "Busches Segen" im Spiegeltal im Betrieb. Man vergleiche damit die vielen Zechen, die nach Calvör - wie oben bereits erwähnt - noch 1760 in und bei Wildemann im Gange waren.


Dass die Gruben im Hütschenthal und Spiegeltal besonders der vielen Grundwasser wegen eingestellt wurden, berichtet auch die Bergmanns - Chronik des Geipelwärters Christian Friedrich Martin Grote (*27.6.1816, + 2.2.1881 in Wildemann).Es heisst darin:


"Die zwei Grubengänge als Spiegeltal und Hütschental wurden, da die Erze weniger wurden und die Wasser der Gruben sich sehr anhäuften 1763 eingestellt und die letzten Bergbedienten waren Bergmeister Rudolf Röder, als Obergeschworener Johann Otto Ruberty und Stuffgeschworener Christian Reiche. Die Grube Hütschenthals Glück wurde daselbst im Jahre 1793 wieder aufgenommen und gewaltigt, doch der vielen Wasser wegen konnte man doch die Teufe dieser Grube nicht erreichen, man wandte sich daher an einer anderen Grube, der Nasse Andres genannt, wo man auch der vielen Wasser wegen zwei Kunstradstuben und Künste errichten musste. Diese Grube wurde betrieben bis im Sommer 1802 und wurde als der Einbruch der Franzosen im Hannoverschen geschah, eingestellt. Die Grube "Nasse Andres“ hatte auch schon ein Puchwerk, welches mit Erzen hinlänglich versehen werden konnte.“


Wildemanner Pastoren im 17. und 18. Jahrhundert



Dem Wildemanner Pastor und Geschichtsschreiber Hardanus Hake folgten


1610 - 1629 Jacob Kahle(Jodocus Callenius),vorher Pastor in Altenau.


1630 - 1677 Stephan Tuckermann, vorher Pastor "auf dem Berge" vor Helmstedt, geb. 11.7.1602 in Salzwedel, gest.16.3.1677 in Wildemann.


1677 - 1693 Melchior Tuckermann, der Neffe des vorigen, geb. 13.5.1634 in Wolfenbüttel, gest. 16.7.l693 in Wildemann. Er hatte sch. seit 1691 seinen Nachfolger Selle als Adjunkt.


1693 - 1709 Caspar Heinrich Selle, geb. 28.7.l660 in Wolfenbüttel. Er heiratete die Tochter seines Vorgängers, Margarethe Hedwig Tuckermann. Beide Ehegatten starbe infolge eines "zehrenden Fiebers" und wurden am 8.7.1709 in ein gemeinsames Grab gelegt. Selle stiftete für Wildemann ein Legat, dessen Zinsen zur Beschaffung, bzw. Verbilligung von Bibeln, Gesangbüchern und Katechismen dienen sollten.


1710 - 1714 Georg Heinrich Fröling, vorher Subsenior im Kloster Riddagshausen. Er starb 1714, 40 Jahre alt.


1714 - 1735 Johann Georg Hieronymi, geb.l684, gest. 25.6.1735. Er und seine Ehefrau wurden im Gewölbe unterm Turm der Wildemanner Kirche beigesetzt.


1735—1738 Georg Christian Rentsch, geb. in Hohnstedt, vorher P. coll. in Greene.


1738 - 1751 Ludwig Erich Meyer, geb. in St. Andreasberg, ging nach Diepholz und starb dort am 9.8.1753


1752 - 1754 Joachim Ernst Kayser, geb.23.9.1717,in Lutterberg, gest.30.3.1754.


1754 - 1758 Franz Joseph Flatz, geb. 1700 in Bregenz, gest.1759.


1759 - 1765 Johann Christian Kutscher, geb. 4.5.1732 in Clausthal, war von 1758 ab Adjunkt bei seinem Vorgänger Flatz und zugleich - bis 1760— stellvertretender Rektor der Wildemanner Schule. Er starb am 12.3.1765.


1765 - 1775 Christoph Heinrich Röder, geb. 9.1.1727 in Zellerfeld, seit 1754 Rektor in Zellerfeld, geht als Prediger nach Zellerfeld und stirbt dort - zuletzt erblindet - am 9.4.l8l0 im Alter von 83 Jahren.


1775 - 1793 Johann August Riecken, geb. 30.5.1747 in Lauthenthal, geht 1793 als Pastor nach Weende.


1794 - l804 Heinrich Friedrich Christian Deecke, geb. 1.8.1763 in Celle, geht als Pastor nach Bissendorf.


Das Stelleneinkommen der Wildemanner Pfarre betrug 1690: 230 Taler, 1738: 550 Taler, 1745 nur 500 Taler. Es ist daraus zu ersehen, dass die Blütezeit des Bergbaues eine Erhöhung, der Rückgang desselben eine Verminderung der Pfarrerbesoldung zur Folge hatte.


Von den vorstehend genannten Predigern war es nur Jacob Kahle vergönnt, noch Dienst im ersten Wildemanner Gotteshaus - der von 1541 - 1543 erbauten Maria - Magdalenen - Kirche - zu verrichten. Im März 1626 ging diese durch Tillysche Streifscharen in Flammen auf, und erst nach Beendigung des 30jährigen Krieges wurde - wie oben schon berichtet - von 1651 ab im braunschweigischen Lande und in den angrenzenden Gebieten für einen Neubau gesammelt, der auf den Grundmauern der abgebrannten Kirche 1656 vollendet wurde.


Das erste Wildemanner Pfarrhaus wird - wie ja auch die alte Schule - in der Nähe der Kirche gestanden haben, "am Hasenberg", wie es nach einer alten Nachricht heisst. Die Meriansche Karte aus der Mitte des 17. Jahrhunderts zeigt auf der Höhe des jetzigen Galgenberges einen Galgen . Vor Errichtung desselben gehörte dieser Berg noch zum heutigen Hasenberg, der sich also damals bis zur Stadt erstreckte.


Nach der Kämmereirechnung von 1780 befand sich das Pfarrhaus am Bohlweg, und eine Gasse, die von der Mitte des Bohlweges zur Innerste führte - vor einigen Jahrzehnten abgerissen und in die Nähe des Rathausplatzes verlegt— nannte man deshalb „Pfarrgasse“.


Die Blütezeit und das Ende der Wildemanner Lateinschule



In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde das Wildemanner Schulamt noch - wie bisher - von einer Lehrkraft ausgeübt. Im Jahre 1667 waren jedoch schon zwei Lehrer tätig, der Rektor Johann Grünhagen und der Konrektor Johann Wedekind. Auch gab es eine örtliche Schulaufsicht, die von dem damaligen Pastor Stephan Tuckermann und dem Stadtrichter Joh. Hardegen gemeinsam ausgeübt wurde. Organist war der Stadtschreiber Joh. Rühling.


Die Besoldungen in den öffentlichen Aemtern betragen in der damaligen Zeit:


für den Pastor jährlich 124 Gulden 16 Groschen
" Rektor " 162 " 8 "
" Konrektor " 70 " 4 "
" Richter " 78 " - "
" Stadtschreiber " 78 " - "
" Organisten " 52 " - "


Die beiden Schulkollegen hatten auch noch kleinere Nebeneinnahmen, denn nach altem Brauch erhielten sie als "Verehrung" zu Neujahr jeder 18 Gr. und für das Neujahrssingen und Singen zum Gregorius - Feste mit den Schulknaben 1 Gulden.


1667 gab es in Wildemann auch schon eine Mädchenschule, denn bei den Neujahrsverehrungen empfing die Schulmeisterin der Mädchen 9 Groschen. Ausserdem erhielt sie eine jährliche Beihilfe von 5 Gulden 4 Gr. zum Hauszins, die aber im Juli 1677 nicht mehr gezahlt wird. Wahrscheinlich ist diese Lehrkraft abgegangen. Ihre Nachfolgerin war Anna Maria Tuckermann, die Tochter des damaligen Pfarrers. Später wurde dem Opfermann Hans Georg Veit - schon 1693 im Amt - der Unterricht in der Mädchenschule übertragen. 1703 hatte dieses Amt der Opfermann Johann Heinrich Bringmann und 1717 der Opfermann Joh. Nikolaus.


167l bekam der Rektor Grünhagen in Rektor Friedrich Arkenhausen einen Nachfolger, 1673 kam nach Wedekinds Tod der Konrektor Justus Anton Engelmann. Der Rektor verwaltete auch das Amt des Kantors, das jedoch später dem Konrektor übertragen wurde.


Wie in allen übrigen Bergstädten, so fanden auch in Wildemann in jedem Jahr Kirchen - und Schulvisitationen statt. Der Kantor empfing die Visitatoren in der Schule gewöhnlich mit Gesang des Singechors, der bei jeder Schule bestand und bei Kirchenmusiken unentbehrlich war, der Rektor mit einer lateinischen Rede. Am Schlusse der Schulprüfung liessen Richter und Rat nach altem Herkommen Papier und Zucker unter die Knaben verteilen.


Bei der Visitation am 6.Oktober 1700 hatte der Rektor Arkenhausen in seiner ersten Klasse 22 und der Konrektor Callenbach, der Nachfolger von Engelmann, in seiner zweiten Klasse 50 - 60 Schüler in 2. Ordnungen. Die erste Ordnung mit 20 Kindern konnte ziemlich lesen und musste den Katechismus lernen, die Schüler der zweiten Ordnung waren ABC - Schützen.


Rektor Arkenhausen starb 1706, sein Nachfolger wurde Jul. Georg Mehliss. 1709 betrug die Schülerzahl in der ersten Klasse 33 und in der zweiten 112, hatte sich also gegen das Jahr 1700 ungefähr verdoppelt.


Aus dem Visitationsprotokoll vom Jahre 1718 erfährt man auch, welche Fächer in der Schule getrieben wurden. Es heisst dort:


"In der 1.Klasse informierte Rektor Julius Georg Mehliss die Schülerm von denen einige schon ganz erwachsen sind, in Latinität, Logicam, Rhetoricam, principia Theologica und Geographie. Die übrigen Kleinen übten sich dann in Grammatik, Arithmetica, auch in dem Schreiben.


Die zweite Klasse hat der Korektor Balzer Ernst Stichnoth. Die meisten Knaben sind ABC - Schützen. Die oberen aber haben an Vokabeln und dem Donat zu lernen, auch den Anfang mit Rechnen und Schreiben zu machen und Katechismus und biblische Historien zu treiben. Zuletzt hat man Bilder auf 2 Tafeln, die bei der Jugend von gutem Nutzen sind."


Im Jahre 1720 wurde der Konrektor Stichnoth nach Lautenthal berufen, und bald darauf verliess auch Mehllis seine Wirkungsstätte. An ihre Stelle kamen Joh. Hartm. Ache und Konrektor Türke.


Bei den Visitation im Jahre 1724 waren in der untersten Klasse über l00 und in der oberen 40 - 50 Knaben. Diese waren jedoch so verschieden, dass der Rektor sie in mehreren Abteilungen unterrichten musste. Dazu hatte er noch die Chorschüler. Um ihn zu entlasten, hielt es der Superintendent Meyenberg für zweckmässig, den Schülerchor in Wildemann aufzuheben, zumal 1700 die Resolution gegeben sei, dass man in Wildemann, Grund und Lautenthal in den Schulen nur darauf sehen sollte, dass der Jugend gute christliche Prinzipien beigebracht wurden.


Dagegen verwahrten sich Richter und Rat ganz energisch mit dem Hinweis, dass die Bergstadt Wildemann gleiche Privilegien wie Zellerfeld habe. Auf Grund dieser Beschwerde wurde es erreicht, dass der Vice - Berghauptmann v. Imhof dafür eintrat,den Schülerchor noch weiterhin bestehen zu lassen.


Im Jahre 1755 war neben dem Rektor Ache der Konrektor Henning Günther an der Schule, der am 5 Oktober 1743 starb. Sein Nachfolger wurde der Konrektor Aug. Phil Fr. John. Den Organistendienst hatte 1733 der Stadtschreiber Joh. Fr. Dittmar Kahle und 1750 Anton Heinrich Kahle. Als Opfermann wird 1743 Methfessel und 1759 Oetterer genannt.


Als der Rektor Ache im April 1758 gestorben war, übernahm Pastor Kutscher vertretungsweise die Leitung der Schule, bis im Februar 1760 der neue Rektor Georg Fr. Weppen angestellt war.


Den Organistendienst übertrug man nach dem Tode des Organisten Kahle 1793 dem Opfermann Oetterer und 1805 dem Opfermann Strauch.


An der Schule war 1773 der Rektor Joh. Ehrh. Chr. Munk, der aber schon nach einem Vierteljahr nach Seesen ging, worauf noch vor 1785 Rektor Konr. Chr. Ephraim Röhl eintrat. Er war der letzte Rektor und noch der einzige Lehrer der Wildemanner Stadtschule, die seit 1785 auch keinen Konrektor mehr hatte.


Der Niedergang des Bergbaues hatte also auch den des Schulwesens zur Folge.
(Als Geschichtsquelle diente hauptsächlich eine Arbeit von H. Morich in "Deutsche Heimat“ ,Beilage zu den „Oeffentlichen Anzeigen für den Harz“ v.26.1.1935.)